Bewunderung ernten besonders Studenten, die sich für Humanmedizin oder Jura entschieden haben. Diese Studiengänge gelten als besonders aufwendig und schwierig. Doch stimmt das?
Hinsichtlich der Anzahl der Semester unterscheiden sich die beiden Studiengänge nicht von anderen, wenn man davon ausgeht, dass man an den Bachelor noch einen Master anhängt. Sobald man eine Promotion in Erwägung zieht, braucht man bei anderen Studiengängen sogar durchschnittlich vier Jahre mehr als bei einer Promotion im medizinischen Bereich.
Ein Kriterium, das zu dieser hohen Bewertung von Humanmedizin und Jura führt, ist sicherlich der Stoffumfang. Mediziner müssen viel lernen und so auch Juristen. Was ist mit dem Schwierigkeitsgrad? Das lässt sich natürlich schwer beurteilen in Hinblick darauf, dass sich diese Bewertung vor allem anhand der eigenen Begabungen entscheidet. Geht man vom Durchschnitt aus, werden aber die allermeisten den Stoff eines Mathematik- oder Physikstudiums als durchaus anspruchsvoller wahrnehmen als den des Medizinstudiums.
Auch Politikwissenschaften und andere Geisteswissenschaften sind sehr anspruchsvoll, denn beurteilt werden müssen hochgradig sozio-ökonomische Prozesse, auf die es selten die eine richtige Antwort gibt, wie es beispielsweise in Naturwissenschaften der Fall ist. Auch die Rechtswissenschaften setzen sich nicht aus bloßem Lernen zusammen, sondern verlangen ausgeprägte analytische Fähigkeiten und Kompetenzen in der rhetorischen Darstellung von Inhalten. Ganz zu schweigen von der vielschichtigen Belastung eines Lehramtstudiums.
Auch, wenn einige Vorstellungen eisern in der Gesellschaft verankert zu sein scheinen, ist es kaum möglich zu sagen, dass ein Studiengang den anderen in Schwierigkeit oder Aufwand übertrifft. Es scheint sogar wichtig, dass diese überholten Vorstellungen endlich aus der Mitte der Studierendenschaft verschwinden. Das Bashing muss ein Ende haben, denn am Ende sind alle Disziplinen wichtig und erst das Zusammenspiel schafft große Erkenntnisse.